Die 10 schönsten Alpinklettertouren in der Region Wilder Kaiser
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zum TourenplanerAlpinklettergebiete im Wilden Kaiser
Der Wilder Kaiser, der sich rund um die vier Kaiser-Orte Ellmau, Going, Scheffau und Söll erstreckt, zählt zu den bekanntesten Klettergebieten Österreichs. Das Klettern hat hier Geschichte und alpine Ziele wie Totenkirchl, Fleischbank oder Predigtstuhl lösen bei Alpinisten Ehrfurcht aus. Kletterer wie Paul Preuß, Hans Dülfer, Wolfgang Müller, Reinhard Karl und Stefan Glowacz setzten hier mir spektakulären Erstbegehungen Maßstäbe. Mittlerweile kommen aber nicht nur routinierte Alpinkletterer voll auf ihre Kosten, sondern auch Genusskletterer, die sich nach gut abgesicherten Routen in einer einmaligen Landschaft sehnen. Die Wände bewegen sich zwischen 100 bis 800 m Wandhöhe. Auch Klettersteiggehern bietet das Gebiet einige Möglichkeiten. Bei schlechtem Wetter kann man sich auch einen Tag in der Kletterhalle Kaiserbad Ellmau vergnügen.
Die bisher schwerste Tour im Kaiser ist die „Des Kaisers neue Kleider“ (Video) am Fleischbankpfeiler, die 1994 von Stefan Glowacz erst begangen wurde. Kilian Fischhuber gelang 2009 die zweite Rotpunktbegehung.
Insgesamt kann man den Wilden Kaiser in 9 Alpinklettergebiete einteilen.
Kaindlhütte
Name, maximale Wandhöhe, Routenanzahl, Schwierigkeitsgrade, Absicherung
- Zettenkaiser, 300 m, 9 Routen, IV+ bis VIII+, Stopper, Schlingen und Camalots überall nötig (wegen akuter Bergsturzgefahr sind die zentralen Ostwand-Routen nicht empfehlenswert)
- Scheffauer, 400 m, 16 Routen (1 Genussroute mit guter Absicherung), II bis VI+, häufig Schlingen und Satz Stopper nötig
Scheffau
- Hackenköpfe Südwand, 110 m, 6 Routen, V+ bis VII, Satz Stopper und mittlere Camalots, sowie Schlingen nötig
- Kopfkraxen, 400 m, 6 Routen, IV- bis VII+, Satz Stopper, Schlingen und Camalots meist notwendig
- Sonneck, 450 m, 12 Routen, III bis VIII+, meist Schlingen, Keile und Camalots notwendig
- Treffauer, 280 m, 12 Routen, V+ bis VIII, sehr gut abgesichert, in wenigen Routen Schlingen und Stopper sinnvoll
Kaisertal
- Hackenköpfe Nordwand, 800 m, 1 Route, VI-, mobile Absicherung mit Klemmkeilen und kleinen bis mittleren Friends empfehlenswert
- Kleine Halt Nord-, Nordwestwand, 800 m, 18 Routen, III bis VIII, Satz Klemmkeile, mittlere Friends und Schlingensortiment notwendig, wenige sehr gut abgesicherte Routen, wo man nicht zusätzlich absichern muss
- Kleine Halt Westseite, 500 m, 5 Routen, IV+ bis VII, Satz Stopper, mittlere Camalots und Schlingen notwendig
- Haltplattensockel, Gamshalt und Ellmauer Halt Westwand, 450 m, 11 Routen, III+ bis IX+/X-, Satz Stopper, mittlere Camalots und Schlingen nötig
- Kleinkaiserl Ostwand, 400 m, 2 Routen, VI- bis VI, Satz Stopper und Camalots nötig
Gruttenhütte
- Treffauer Südostwand, 550 m, 1 Route, VI-, Satz Stopper und einige Bandschlingen notwendig
- Ellmauer Halt, 320 m, 11 Routen, III bis VIII, Satz Stopper, Friends und Schlingen notwendig
- Leuchtsturm, 250 m, 11 Routen, VI- bis VIII+, Satz Klemmkeile, Friends und Schlingen notwendig, 2 Routen sehr gut mit Bohrhaken abgesichert
Über den Kopftörlgrat, wird in einer exponierten und schönen Klettertour in circa 14 Seillängen die Ellmauer Halt (2.344 m) erklettert.
Kübelkar - Gaudeamushütte
- Vordere Karlspitze, 500 m, 25 Routen, II+ bis IX+/X-, Satz Stopper, Friends und Schlingen häufig notwendig
- Christaturm, 250 m, 5 Routen, VI+ bis VII, Satz Stopper, Friends und Schlingen notwendig
- Bauernpredigtstuhl, 160 m, 7 Routen, V- bis VII-, Satz Stopper, Friends und Schlingen notwendig
- Törlwand und Kreuztörlturm, 140 m, 12 Routen, IV+ bis VIII+, Satz Stopper, Friends und Schlingen empfehlenswert
Stripsenjochhaus
- Totenkirchl Nordwand, 400 m, 27 Routen, III bis IX, Satz Stopper, Friends und Schlingen nötig
- Totenkirchl Ost- und Südwand, 420 m, 7 Routen, III+ bis VII, Satz Stopper und Schlingen nötig
- Totenkirchl Westwand, 600 m, 12 Routen, V bis IX, Satz Stopper, Friends und Schlingen nötig (teilweise auch Haken)
- Totenkirchl Sockl, 250 m, 12 Routen, V+ bis IX+/X-, auch ein paar sehr gut abgesicherte Routen, ansonsten Satz Stopper, Friends und Schlingen nötig
- Wildangerwand, 110 m, 21 Routen, IV bis VII+, überwiegend sehr gut abgesichert
- Fleischbank Nordgratabbruch, 700 m, 13 Routen, III+ bis VII+, vier sehr gut abgesicherte Routen, ansonsten Satz Stopper und Schlingen nötig
Steinerne Rinne
- Fleischbank Ostwand, 340 m, 57 Routen, VI- bis X+/XI-, Satz Klemmkeile und Friends, Schlingen und eventuell sogar ein paar Haken nötig
- Fleischbankpfeiler, 250 m, 16 Routen, VII- bis X-, Satz Klemmkeile und Friends, Hexentrics und ein paar Haken nötig
- Predigtstuhl Westwand, 400 m, 19 Routen, IV bis VIII+/IX-, Satz Stopper, Friends, Schlingen und teilweise Hexentrics nötig
- Predigtstuhl Ostwand, 350 m, 8 Routen, IV+ bis VII+, Satz Stopper, Friends und teilweise Hexentrics und Haken nötig
- Hintere Goinger Halt, 700 m, 11 Routen, III bis VI, Satz Stopper, Camalots und Schlingen sinnvoll, ggf. ein paar Haken nötig
Schöne, leichte, aber lange und alpine Gratkletterei an festem Fels in grandioser Landschaft auf einen beliebten Aussichtsgipfel mit Abstieg auf ...
Ackerlhütte
- Westliche und Östliche Hochgrubachspitzen, 250 m, 9 Routen, III+ bis X-/X, Satz Stopper, Hexentrics, Camalots, Cliffs und Schlingen nötig
- Ackerlspitze, 600 m, 7 Routen, IV bis VI+, Stopper, Camalots und Schlingen nötig
- Waxensteiner Turm, 250 m, 17 Routen, IV+ bis IX-, Satz Klemmkeile, Hexentrics, mittlere Friends nötig
- Niedersessel, 100 m, 10 Routen, VI bis VIII, Sportkletterrouten, die Hälfte der Routen sehr gut abgesichert, die andere Hälfte sollte mit Klemmkeilen und Schlingen verbessert werden
- Maukspitze, 320 m, 24 Routen, VI- bis X-/X, Satz Klemmkeile, Friends und Schlingen nötig
Fischbachalm
- Lärcheck, 280 m + 430 m Vorbau, 8 Routen, III+ bis VIII-, Satz Stopper, Camalots und Schlingen nötig
- Hintere Gamsflucht, 250 m + 400 m Vorbau, 5 Routen, V- bis VI-, Satz Stopper, Friends und Schlingen nötig
- Mitterkaiser Ostwand, 400 m, 7 Routen, V+ bis VI, Satz Klemmkeile, Camalots sowie einige Haken für Notfälle nötig
- Mitterkaiser Nordwand, 800 m, 3 Routen, Satz Stopper, Camalots und Schlingen empfehlenswert
Geeignete Stützpunkte zum Alpinklettern
Da das Kaisergebirge mit dem höchsten Gipfel, der Ellmauer Halt auf 2344 m relativ niedrig ist, kann man so gut wie alle Touren auch vom Tal aus starten. Häufig bietet es sich aber an, gerade wenn man mehr als einen Tag in einem bestimmten Gebiet verweilen möchte, sich auf einer der Hütten einzuquartieren. Die Griesneralm eignet sich gut für die nordseitigen Routen zwischen Totenkirchl und Mitterkaiser. Für die Routen an der 800 m hohen Kleinen-Halt-Nordwestwand sollte man im Vorzeige-Kletterstützpunkt des Hans-Berger-Hauses einchecken. Das große Anton-Karg-Haus (AV-Hütte) im Gebiet Scheffau ist der Ausgangspunkt für alle nordseitigen Routen zwischen Totenkirchl und den Hackenköpfen. Für die südseitigen Routen zwischen Hochgrubachspitzen und Treffauer ist die Wochenbrunner Alm (Gasthof) oberhalb von Ellmau der ideale Ausgangspunkt. Die Hütten Kaindlhütte (+ Weinbergerhaus), Gruttenhütte, Gaudeamushütte, Stripsenjochhaus, Ackerlhütte und Fischbachalm (Alpengasthof) eignen sich ideal als Stützpunkte für die gleichnamigen Klettergebiete.
- Kaindlhütte
- Weinbergerhaus
- Anton-Karg-Haus
- Wochenbrunner Alm
- Fritz-Pflaum-Hütte
- Griesneralm
- Gruttenhütte
- Hans-Berger-Haus
- Gaudeamushütte
- Stripsenjochhaus
- Ackerlhütte
- Fischbachalm
Fels
Das Kaisergebirge gehört zu den Nördlichen Kalkalpen und besteht aus Wettersteinkalk. Die Felsqualität ist meist sehr gut. In den sehr beliebten Routen gibt es bereits einige abgespeckte Stellen. Das Routenangebot ist jedoch so riesig, sodass man noch etliche Routen in rauem Fels finden kann. Man klettert vorwiegend an glatten, reibungsarmen Platten. Häufig trifft man aber auch auf wasserzerfressenen Henkelfels. In einigen Gebieten wechseln sich kompakte Wandpartien mit brüchigen Zonen ab. Teilweise erreicht man die Einstiege nur über Schrofengelände.
Pause-Touren im extremen Fels
Alpinkletterer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz werden bestimmt die 100 anspruchsvollen Touren aus dem Kultkletterführer „im extremen Fels – 100 legendäre Kletterführen in den Alpen“ kennen, denn sie gehören zu den begehrtesten Touren für Alpinkletterer. Das Buch erschien erstmals 1970, Autor war damals Walter Pause. 2015 wurde die Kletterbibel von Christoph Klein und Jürgen Winkler überarbeitet und so kam eine dritte Auflage heraus. Das Buch enthält 100 Touren aus dem gesamten Alpenraum, die typisch für die jeweilige Gebirgsregion sind und für damalige Verhältnisse extrem schwierig waren. Der Kletterführer wurde damals schnell zur Bibel eines jeden ambitionierten Alpinkletterers und das Sammeln von Pause-Touren wurde zu einer wichtigen Motivationsquelle. Auch heute sind die Touren noch sehr begehrt. Viele der Touren sind noch nach dem damaligen Zeitgeist (viele rostige Normalhaken) abgesichert und müssen mit mobilen Sicherungsmitteln ergänzt werden. Es gibt aber auch ein paar Touren, die gut mit Bohrhaken eingerichtet sind.
Im Wilden Kaiser gibt es insgesamt gleich 7 der begehrten 100 Pause-Touren im extremen Fels zu holen.
- Totenkirchl Westwand „Dülfer“, VI+ (V+, A0), 400 m
- Fleischbank Alte Ostwand, VI (V, A0), 350 m
- Fleischbank Südostverschneidung, VII+ (VI, A1), 300 m
- Karlspitze Alte Ostwand, VII- (V+, A0), 250 m
- Predigtstuhl Westwand, VI+ (V+, A1), 300 m
- Bauernpredigtstuhl Westwand, VII- (VI-, A0), 220 m
- Maukspitze Westwand, VIII+ (VI+, Quergang A1), 350 m
Alpinkletterführer und Karten
ALPINKLETTERFÜHRER
- Alpinkletterführer Wilder Kaiser. Autor: Markus Stadler, Panico Alpinverlag, 2. Auflage (2017), ISBN: 978-3-95611-075-7
ALPENVEREINSFÜHRER
- Alpenvereinsführer Kaisergebirge extrem. Alle Routen für Bergsteiger und Kletterer. Autor: Pit Schubert, Verlag: Rother Bergsportverlag, 12. Auflage (2020), ISBN-13: 978-3763312726
KARTE
DAV Alpenvereinskarte 8 Kaisergebirge Ski- und Wanderkarte 1:25.000
Wer den Kaiser lieber mit einem erfahrenen Bergführer erkundigen möchte, kann sich von den vielen Bergschulen wie z.B. Mountain Elements, Alpinschule Andi Schonner, etc. beraten lassen.
Absicherung
Das Absicherungsniveau im Wilden Kaiser ist recht unterschiedlich. In den allermeisten Routen muss man die Absicherung mit mobilen Sicherungsmitteln wie Klemmkeilen, Friends und Schlingen verbessern. Daher sollte man immer einen Satz Klemmkeile, ein paar Friends und Schlingen mitführen. Die wichtigsten Klassiker wurden saniert, was bedeutet, dass die Standplätze mit Bohrhaken versehen worden sind und in den schweren Seillängen ein bis zwei oder ggf. etwas mehr Bohrhaken angebracht worden sind. Mittlerweile gibt es aber auch einige Genussklettereien mit sehr guter Bohrhakenabsicherung. Wer zum ersten Mal im Kaiser klettern möchte, der sollte sich eine Route zwei, drei Grade unter seinem aktuellen Klettergarten-Können aussuchen, außerdem mit einem niedrigen E-Grad (max. E1 und E2). Markus Stadler, der Autor des Panico Alpinkletterführers Wilder Kaiser, hat diese Ernsthaftigkeitsbewertungs-Skala speziell für den Wilden Kaiser konzipiert. Neben dem Schwierigkeitsgrad wird hier auch die Ernsthaftigkeit einer Route bezüglich Sicherungsniveau, Verletzungsrisiko und psychischen Anforderungen angegeben. Die höchste E-Bewertung im Kaiser hat die Route „Odysee“ (IX-) an der Fleischbank Ostwand mit E6-. Zu den bzgl. E-Skala leichten Routen gehören die „Plaisir“ (VI+, E1-) am Wildangerwandl, die „Sex´n Bolts & Rock´n Roll“ (VIII+, E1) und die „Whiskey & Cigarettes“ (VIII-, E1+) am Leuchsturm.