Zwischen Riesen und Zwergen: Über eine ehrliche Kletterreise in den Dolomiten
Die Dolomiten: griffiges, raues Gestein, steile Südwände, relativ kurze Zustiege für lange Aufstiege lassen Klettererherzen höher schlagen.
Nicht zu vergessen sind die geschichtsträchtigen Erstbegehungen und tollkühnen Kletterlegenden, die hier neue Wege in der Vertikalen erschlossen haben: Dibona, Steger, Vinatzer, Fehrmann, Comici, Piaz – alles große Bergsteiger und Erstbegeher, auf deren Spuren man hier (mittlerweile mit etwas mehr Schlaghaken und teilweise eingebauten Ständen) Abenteuer erleben darf. Für manche Kletterer bedeutet es viel, die Möglichkeit, Fähigkeit und den Mut zu haben, die Touren der „Großen“ zu klettern.
Was das konkret bedeutet und welche emotionale Achterbahn für mich persönlich das Abenteuer Dolomiten hervorbrachte, erfährst du in diesem Bericht.
Manchmal befinden sich die größten Abenteuer direkt vor deiner Haustür
Einer der Gründe, ins schöne Allgäu zu ziehen, war die Nähe zu meinem Lieblings-Abenteuerspielplatz, den Dolomiten. „Nähe“ ist mit einem knapp 30 Jahre alten, ausgebauten Ford Transit (genannt Gustavo alias Gustl), der für die nächsten Tage als Basecamp dienen sollte, allerdings immer relativ zu sehen.
Noch eben schnell ein neues Getriebe aus Polen angeliefert bekommen, das kaputte ersetzt und in der folgenden Nacht zum Sonnenaufgang in die „Dolos“ – Stresstest Passo di Falzarego.
Ich weiß nicht, ob es in Europa noch weitere Orte mit einer solch großen Vielfalt an Landschaft, an Flora und Fauna, schroffen Bergketten und saftig grünen Auenland-Teppichen gibt – bestimmt. Aber die Dolomiten haben neben ihrer beeindruckenden Natur auch noch diesen mystischen und geschichtsträchtigen Glanz, der sie einfach einzigartig macht. Der alte Ford macht einen guten Job und tuckert langsam aber beständig im zweiten Gang zu Murray Head durch dieses Paradies bis zum ersten Stopp: Passo di Falzarego.
Der Name sollte Programm für den nächsten Tag werden: Genusskletterei in der Comici am kleinen Falzaregoturm, anschließend dann rüber zu den berühmteren Cinque Torri.
Alpinklettern: Kleiner Exkurs
Was man beim Alpinklettern in den Dolomiten besonders beherzigen sollte:
- Früh aufstehen, damit man in beliebten Touren nicht ansteht
- Immer ein Auge aufs Wetter und die Möglichkeit des Rückzugs im Kopf
- Erstmal ein paar Klettergrade vom eigentlichen Können abziehen, dann kann man hier auch Spaß haben und muss sich nicht nur fürchten
- Hier handelt es sich überwiegend um Trad-Klettern (selbstabsichern mit mobilen Sicherungsgeräten) – daher besser eine Sicherung zu viel legen als gar keine, denn man weiß nie, wann man die nächste Gelegenheit dazu bekommt.
Eine Comici die nicht im sechsten Grad zu Hause ist. Klassische Route, die oft begangen wird. Verschneidung, Platte und Grat, alles was das ...
Zugegebenermaßen haben wir gleich am ersten Tag nicht viele der oben aufgelisteten Punkte beherzigt und stiegen erst um 11 Uhr nach ausgiebigem Frühstück in die Tour ein. Pünktlich zu den ersten Regentropfen kamen wir wieder unten an.
Aber man lernt ja draus und so sollten die Cinque Torre am nächsten Tag früher und vor allem trocken bestiegen werden...
Dolomit ist griffig und kompakt, sagten sie. Aber zigtausende Begehungen nimmt auch dieser tolle Fels irgendwann krumm und wird zum reinsten Glas, nicht gerade optimal für einen sicheren und souveränen Anstieg. Wir steigern die Länge und Schwierigkeit mit der nächsten Tour, stehen früh auf, packen systematisch und checken das Wetter.
Tag 2: Via Miriam Cinque Torri
Das Zeitfenster sollte gerade passen, bis dann tosende Gewitter einziehen. Auch hier sollte ein Rückzug zumindest aus den ersten 4 Seillängen möglich sein, da dann eine beeindruckende Querung folgt, die das Abseilen nicht mehr gewährleistet.
Über die erste schmierige Seillänge hinweg fühlt es sich plötzlich noch schmieriger an. Woran liegt das? An der Feuchtigkeit. Die ersten Tropfen prasseln auf uns ein und werden schnell stärker. Eigentlich sollten wir noch 5 Stunden Zeit bis zum Unwetter haben! Rückzug... unter einem Vorsprung warten wir auf das nächste Fenster. Wird das heute vielleicht auch einfach gar nichts mehr? Schade. Alles grau.
Zurück an den Fels
Doch da reißt der Himmel wieder auf! Wir testen den Fels, er scheint nicht viel abbekommen zu haben. Wir schauen uns an, dann nach oben und kurz entschlossen steigen wir wieder in unsere Gurte. Zumindest die nächsten 4 Seillängen wäre ein erneuter Rückzug im Notfall gut möglich. Zackig geht es also erneut los, ausgeschnickt wer anfängt und schwerbehangen starte ich als Gewinnerin in die erste Seillänge. Mein Partner folgt und flink aber sicher schießen wir unsere Seile nach oben. Vorsichtiges Antesten des Gesteins, zugreifen, hochdrücken, weiter, höher – einen Friend hier, einen Keil (mobile Sicherungsgeräte) dort und so wunderschön im Flow. Am Stand ein Blick nach oben: das Wetter hält, ein Blick nach unten, mein Partner kletternd mit Grinsen im Gesicht. Ein Blick nach hinten: Paradies!
Es läuft wieder so gut und plötzlich stehen wir schon an der Querung. Hop oder Top? Der Himmel sieht versöhnlich aus und es sind nur noch weitere 4 leichtere Seillängen. Auch zeitlich ist das Regenradar auf unserer Seite. Das sollte gut gehen. Was wir leider nicht sahen, war die gelbe Wand, die sich langsam aber sicher über unsere Cinque Torri schiebt, an der wir wie zwei kleinen Punkte in der Wand versuchen hochzukraxeln...
Letzte Seillänge. Da kommt der Wind und so schnell wie dieser auch mein Kletterpartner zu mir an den Stand, gerade als die ersten dicken Tropfen fallen. Keine Worte nötig. Seile im Rekord aufnehmen, verbinden, checken und nochmal checken, Seilwurf, Prusik, Tuber, abseilen. Mein Partner beginnt, ich folge. Die dicken Tropfen vereisen und werden zu Graupel. Selbe Prozedur erneut am nächsten Stand.
Eine dramatische letzte Abseile
Zwei 55-Meter-Seile bräuchte man, stand in der Beschreibung. Unsere waren 50 Meter lang, aber man hatte uns vergewissert, dass das reicht. Die wahrscheinlich spektakulärste Abseile folgt: 55 Meter freihängend im Hagel bis zum Boden. Es blitzt und donnert, es stürmt und die Angst wächst, die bis jetzt einfach keinen Platz haben durfte. Bis zum Boden heißt es Konzentration und Funktionieren! Ich seile ab und erreiche den Boden mit den letzten Zentimetern des Seils. Danke Seildehnung! Erschöpft, durchnässt und durchfroren suchen wir Schutz unter einem Vorsprung.
Geschafft. Ein riesiger Stein fällt uns gottseidank nur vom Herzen! Mit einer heißen Speckknödelsuppe wärmen wir uns im überfüllten Rifugio Cinque Torri auf, in dem viele durchnässte Wanderer und Kletterer Schutz suchen. So, das wars, weg von dem schlechten Wetter. Auch unser der alte Ford mag die Kälte und Luftfeuchtigkeit nicht und springt erst nach einigen Umdrehungen und einer dicken Wolke an. Zielstrebig tuckern wir gen nächstes Abenteuer: Auf in die Sonne, auf zu den Drei Zinnen!
Tag 3: Sunny side up: Comici an der kleinen Zinne
DIe ersten Lehren wurden gezogen und so geht es nun auf zu den Großen! Heute trauen wir uns in einen längeren und schwierigeren Klassiker an der kleinen Zinne: Comici, Gelbe Kante. Mit Gustavo stehen wir in erster Reihe am großen Parkplatz nahe der Auronzohütte, umgeben von schroffen Spitzen und alpiner Luft. Abendessen und Aufwachen mit Flair! (Zumindest, wenn man die restlichen Camper und Autos mal kurz ausblendet.)
Früh machen wir uns auf zur kleinen Zinne, teilen uns die ersten Kilometer mit den Wanderern, bewaffnet mit kiloschweren Kameras. Wir überholen zügig und zielstrebig, um nicht in Zeitnot zu geraten. Heute machen wir alles richtig, so der Plan. Zumindest ist das Wetter nicht mehr die Gefahr, sondern nur die Schwierigkeit der Route und die Dunkelheit. Aber dafür sind wir ja super früh dran.
Von Weitem erspähen wir schon eine Seilschaft in der Tour. Nein warte, das sind nicht zwei Kletterer, sondern drei. Naja macht nichts, wir haben ja Zeit. Wir steigen über die Kuppel und sind fast am Einstieg, da tauchen hinter einem Felsblock an der Tour noch 3 weitere wartende Seilschaften auf. Wann sind die denn bitte alle aufgestanden?!
Die Gelbe Kante
Wir reihen uns ein, stellen uns an, frühstücken das zweite Mal und haben nette Gespräche mit den anderen wartenden Leidensgenossen, wie sich rausstellt Nachbarn aus der Heimat. Nach einer Stunde reihen wir uns in die Seilschaften-Autobahn ein und hoffen auf eine Tour mit kompaktem Fels, damit uns durch die Vorsteiger nichts auf die Köpfe bröselt. Eine wunderschöne Tour! Anspruchsvoll, aussichtsreich, abenteuerlich wo sie es sein darf, gut gesichert wo sie es sein muss. Doch die Dreierseilschaft ganz vorne hat gut zu kämpfen und nutzt den spektakulären Quergang in der Tour für eine ausgiebige Fotopause...
In der Dämmerung am Gipfel
Die Seilschaft vor uns fragt mittlerweile schon zum dritten Mal, ob wir nicht lieber abbrechen sollen. Langsam werde ich nervös. Eingeplant hatten wir mit viel Puffer 7 Stunden. Doch es ist bereits 17:00 Uhr und wir haben noch 5 Seillängen (und den Abstieg!) vor uns.
In der Dämmerung kommen wir schließlich oben an, diese Stimmung ist gigantisch und das Gefühl, die Tour geschafft zu haben, überwältigend! Beim Abstieg/Abseilen ist nochmal große Konzentration verlangt. Stirnlampen an, am laufenden Seil gequert und Abseile eingerichtet. Wir schließen uns mit der Seilschaft nach uns zusammen, um effizienter und schneller zu sein.
Ein Schreck beim Abstieg
Soweit so gut. Noch eine letzte Abseile in die Geröllrinne. Am Seilende gezogen, da peitscht es nach unten. Wir ziehen erneut, doch wo ist das Ende des Seiles? Nichts tut sich. Das Seil hat sich verhakt, es steckt irgendwo auf halbem Weg fest. Nein!!! Mittlerweile sieht man nur noch im Lichtkegel der Stirnlampen losen zerklüfteten Fels über uns und Geröll und Schnee in der Rinne unter uns. Ein Kletterer der anderen Seilschaft erklärt sich dazu bereit, das Seil zu retten, klettert wieder hoch und erreicht zum Glück das Seilende, wirft es zu uns und klettert wieder ab. Ein letztes Mal Abseilen in den halben Meter breiten Geröllspalt neben 2 Meter-hoher Schneewand. Beklemmend. Wir rutschen kontrolliert nach unten und erreichen endlich die rettenden Schrofen. Geschafft. Nach einer weiteren Stunde sitzen wir erschöpft und glücklich am Bus und stoßen auf Comici an.
Nach einem ausgiebigen Rest Day und einer Zinnen-Umrundung (schön, mal bei leckerer Kaspressknödel-Suppe in der Langalm zu sehen, wo man gestern noch schwitzend in der Wand hing) machen wir uns auf zu unserer letzten großen Station der Reise: der sagenumwobene Rosengarten!
Zwischen Himmel und Hölle: In König Laurins Rosengarten
Allein der Aufstieg zur Paul Preuß Hütte ist jeden Meter wert. König Laurin hat seinen Garten gut gepflegt und lädt die Wanderer zum Staunen ein! Rechts an der Rosengartenspitze vorbei in den finalen steilen Serpentinen zum Übernachtungsplatz. Schlafen wie im Himmel, auf einem Felsvorsprung, so hoch, umgeben von der Mystik der Sage: die wunderschöne Paul-Preuß Hütte (einst übrigens errichtet vom legendären Bergsteiger Tita Piaz).
„Viele Grüße vom Rosengarten“ – schreibt man eine Postkarte vom Wanderurlaub in Südtirol mit genau diesen Worten, kann das bei den Daheimgebliebenen ...
Der Rosengarten ist ein gigantisches Terrain, das jedes Kletterer-Herz höher schlagen lässt. Auch hier wurde eine Menge Klettergeschichte geschrieben und die waghalsigen Erstbegeher haben ganze Arbeit geleistet. Kaum auszusprechen traue ich mich, dass der Fels, den wir gerade direkt von der Terrasse der Hütte bei einem Cappuccino bestaunen, unser großes finales Projekt sein soll: Die Steger an der Rosengartenspitze.
20 Seillängen, Klassiker von 1929 (was beim Klettern meist zwangsläufig mit Abenteuer und Mut einhergeht) und erstbegangen von Hans Steger mit Paula Wiesinger, eine klare Linie, die bis auf knapp 3000 Meter führt. Als ich hörte, dass sich zur damaligen Zeit eine Frau mit in dieses waghalsige Abenteuer stürzte, war es für mich eine noch größere Ehre, der Tour folgen zu dürfen.
Aber erstmal heißt es Einklettern in diesem neuen Terrain: Delagokante an den Vajoletttürmen, Piazturm, lauter Schönheiten locken.
Tag 6: Erfahrung der Unendlichkeit – Rosengartenspitze
Und dann ist es so weit, der Abend vor dem großen Tag. Das Wetter sollte stabil bleiben. Wir studieren bei einem üppigen und leckeren Abendessen in der Hütte die Tour ganz genau, lesen Erfahrungsberichte und fühlen abwechselnd Aufregung, Angst und Vorfreude.
Wir hatten genug Tage gehabt, um zu üben und zu lernen, und so machen wir uns diesmal wirklich früh in Dunkelheit auf zu der längsten Route, die ich je geklettert bin. 20 Seillängen, 600 Klettermeter, komplett Trad, hier und da mal ein alter Schlaghaken. Stände meistens eingerichtet. Nach einer Stunde Zustieg und dem Blick in die Tour erwartet uns wieder eine frohlockende Dreierseilschaft gerade am Ende der ersten Seillänge. Kurz den Frust, wieder mal nicht die ersten zu sein, heruntergeschluckt und positiv beleuchtet: so sieht man zumindest wo es langgeht, denn die Wegführung sei hier wohl auch nicht die leichteste.
Die erste Seillänge läuft gut und schnell und nichts hält uns davon ab, jetzt Gas zu geben und durch die schwierigsten folgenden genauso durchzurocken. Plötzlich hören wir einen Schrei über uns, Steine fallen und ihnen tut es der Kletterer nach... einen ordentlichen Wupper genommen, baumelt er perplex im Seil. Nicht viele Meter trennen uns und wir sehen die Überraschung und Angst in seinem Gesicht. Der Griff war ihm ausgebrochen und so baumelt er in einem alten rostigen Schlaghaken aus dem letzten Jahrhundert. Der scheint entgegen seines Alters stabil zu sein und so verschnauft der gebürtige Trentiner erst einmal und bittet mich, an der Seilschaft vorbeizuziehen und zu führen. Super!
Kein Vor und kein Zurück
Ganz gut im Flow passiert nach der 14. Seillänge etwas, das mir die Moral nehmen sollte. Ich versteige mich im Vorstieg und stecke plötzlich fest. 10 Meter nichts mehr gelegt. Bis hierher war es leicht, was folgen soll sieht sehr schwer aus. Eigentlich zu schwer, um weiter zu machen und einen 20-Meter-Sturz zu riskieren. Was jetzt?
Es gibt kein Vor und kein Zurück in meinem Kopf, aber die Flucht nach vorn ist der einzige Ausweg! Einen Fuß über den anderen, Augen offen, antesten, zupacken, bestimmt sein aber achtsam und vor allem atmen und den Puls regulieren, die Angst unterdrücken, kein Platz dafür!
Ich lege noch schnell die lächerlichste Zwischensicherung um eine kleiner-Finger-dicke Sanduhr, nur für den Kopf, und quere langsam Richtung vermuteter originaler Routenführung. Noch ein paar Meter, ich glaube es wird besser, langsam weiter... Noch ein Griff und ich sehe das erlösende Blitzen des rostigen Standrings, einhaken, sichern, Stand!
Die Anspannung fällt und mit ihr die ersten Tränen. Erstmal durchatmen. Das sagt sich so leicht mitten in der Wand, wo es kein Zurück mehr gibt und nur noch eine Richtung: weitere knapp 200 Meter nach oben.
Die Zeit vergeht wie im Flug
So mache ich mich auf in eine der schwersten 3 Seillängen mit dem Schock in den Knochen, konzentriert, vorsichtig aber bestimmt und meisterte sie zum Glück ohne Zwischenfälle bis zum nächsten Stand. Und weiter geht es, gefolgt von den Südtirolern, höher, immer höher. Jede Seillänge fordert viel Konzentration, Vorsicht, Achtsamkeit und Mut und bietet gleichzeitig mal mehr, mal weniger Genuss. Die Südtiroler, die wir immer wieder an den Ständen treffen, scheinen eher enttäuscht von der Tour und schimpfen mal hier mal da. Trotzdem tut es gut, nicht ganz alleine in der Wand zu hängen, während man unter sich mehrere hundert Meter Luft hat und seinen Partner weiter hoch sichert.
In den Himmel geklettert: Die Rosengartenspitze
Für die nächsten Seillängen ist meine Vorstiegs-Moral erstmal aufgebraucht und mein Partner steigt vor. Zäh folge ich und sehnte mich nach dem Ende dieser schier endlos andauernden Unternehmung. Die Zehen schmerzen in den engen Schuhen und die Energiereserven werden mit jedem Meter langsam weniger.
Ausstiegskamin: die letzte ernstzunehmende schwere Seillänge, bevor die Tour in 3 Kraxel-Längen führen soll, die am laufenden Seil gemeistert werden könnten. Stand an selbst gelegten Friends, die in diesem feuchten, modrig riechenden Mikrokosmos die zwei rostigen Schlaghaken unterstützen sollen. Mein rechter Fuß auf einem kleinen Vorsprung, mein linker auf einem kippelnden Stein in der Wand, unter mir einige hundert Meter Luft. So sichere ich meinen Partner über die feuchte moosige Crux und bin so froh, dass er nicht in diesen für mich besorgniserregenden Stand fällt.
Oben angekommen ruft er: „Hey Isi, es gibt Licht am Ende des Tunnels! Auf gehts!“ Ich ärgere mich schon fast über den flachen Spruch und schiebe mich mit voller Kraft über das schlüpfrige Moos, verklemme mich, spreize aus und mobilisiere nochmal die letzten Kräfte, um schließlich... wortwörtlich das Licht am Ende dieses Tunnels erblicken zu dürfen!
Sonne und der Rosengarten in seiner vollen Schönheit, als wären wir zum Himmel hochgeklettert. Ich sinke erstmal am Stand zusammen und brauche eine Viertelstunde, bis ich die ganze Anspannung der bisherigen Tour endlich abfallen lassen kann und mich jetzt nur noch freue. Nach den letzten drei Seillängen erreichen wir die Rosengartenspitze! Wir sind wirklich im Himmel...
Nach 2, 5 Stunden Abseilen, Abklettern und Absteigen kommen wir fix und fertig, aber glücklich an der Hütte an. Selten habe ich mich so überwältigt und lebendig gefühlt wie an diesem Tag.
Salute Rosengartenspitze, Danke Dolomiten und deinen mutigen Helden, und danke an meinen Partner, der die Moral stets hochgehalten hat.
Diese Reise war nicht lang und nicht weit, aber so bedeutsam und intensiv. Sie hat mir Ehrfurcht und Mut zugleich gelehrt, hat Grenzen aufgezeigt und verschoben. Ich bin froh, dass wir aus den gemachten Fehlern lernen durften und kann die nächsten Abenteuer kaum erwarten! Eine große Wertschätzung an die wahren Helden der Geschichte, die einstigen Erstbegeher, die damals mit ihren spärlichen Möglichkeiten, Stärke, Mut und Können und sicher auch mit etwas Verrücktheit die schönen Linien sahen und erschlossen!
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Eine Comici die nicht im sechsten Grad zu Hause ist. Klassische Route, die oft begangen wird. Verschneidung, Platte und Grat, alles was das ...
600 Meter zieht sich die Ostwand empor, bevor sie sich abflacht und zum Gipfel strebt. Die Klettertour folgt der logischen Linie gewaltiger Risse.
Schöne Tour, die durch ihre zahlreichen Begehungen leider vor allem in der untersten Seillänge sehr abgespeckt ist. Dennoch lohnt sich der Rest.
„Viele Grüße vom Rosengarten“ – schreibt man eine Postkarte vom Wanderurlaub in Südtirol mit genau diesen Worten, kann das bei den Daheimgebliebenen ...
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